6×1 der interviews
Interview ist nicht gleich Interview. Um das meiste herauszuholen und das perfekte Interview zu produzieren, gibt es ein paar Tipps aus unserem Workflow. Lernt daraus!
Die 2 wichtigsten Dinge, nach denen wir suchen, sind:
1) Beleuchtung
2) Komposition
Vereinfacht ausgedrückt: Was immer gut aussieht! Nachdem wir uns die Umgebung genauer angesehen haben wählen wir eine Location die uns am besten in die Karten spielt. Wichtig ist immer woher das natürliche Licht kommt. Gibt es Fenster und das Licht kommt von der Seite oder kommt das natürliche Licht von oben? Welche Linien entstehen durch den Hintergrund und ist es möglich dem Interview optisch Tiefe zu verleihen? (Siehe Bild)
Am interessantesten wird ein Interview wenn alles passt also auch die Umgebung und der Hintergrund. Das schlimmste ist ein Interview vor einer glatten Wand, flach und langweilig.
Es geht nicht nur darum was im Ausschnitt ist sondern auch was nicht. Also erstmal den Hintergrund aufräumen. Keine Personen, Keine Ausrüstung, keine störenden Objekte, usw. Der Betrachter könnte davon abgelenkt werden und das ist tunlichst zu vermeiden.
Sobald wir unseren Interviewpartner richtig im Raum platziert haben kümmern wir uns um die Komposition. Das heißt wo, wird der Interviewpartner im Bildausschnitt platziert? Es geht nicht nur darum dass die Person groß im Bild ist, sondern viel wichtiger, dass sie an einer für das Auge natürlichen Stelle positioniert ist. Dafür gibt es den goldenen Schnitt (siehe Bild). Die Person die das Interview führt sollte rechts von der Kamera sitzen wenn der Interviewpartner links im Bild ausschnitt positioniert ist und vice versa. Frontal in die Kamera zu sprechen braucht viel Übung und kann sich oftmals unnatürlich und gezwungen anfühlen.
Die zweite Kamera (Kamera 2) positionieren wir mindestens 30 Grad von Kamera 1 entfernt. Dabei achten wir darauf, dass die Person im Bild an der gleichen Stelle bleibt. So können die perspektiven leicht abgewechselt werden und stiften keine Verwirrung beim Betrachter. Um dem Interview mehr gewicht verleihen zu können wählen wir bei Kamera 2 oft eine engere Ausschnitt (näher am Gesicht). So können wir bei Schlüsselsätzen im Interview auf eine dramatische Perspektive wechseln.
Kamera 3 haben wir auf einem 3 Achsen Stabilisator und setzen sie flexibel und je nach Bedarf ein. Wir zeigen die Perspektive der Person, die die Fragen stellt oder nehmen so weitere bewegte Perspektiven auf, die sich später flexibel einsetzen lassen.
Obwohl unsere Szene mit natürlichem Licht schon gut aussieht, wollen wir mit der Hilfe von weiteren Lichtern das Motiv noch mehr in den Fokus rücken. Wir positionieren ein kleines “Kontrastlicht” direkt hinter der Person und nutzen zwei weitere Softboxen um das Gesicht mit weichem Licht zu beleuchten. Das Kontrastlicht zeichnet eine weiche Linie auf Schulter und Haare und separiert so das Motiv besser von dem Hintergrund. Die beiden Softboxen sorgen für ein gleichmäßig ausgeleuchtetes Gesicht. Wichtig ist es dabei dass das Führungslicht (das hellere) aus der Richtung kommt in die gesprochen wird. Das Füll Licht kommt aus der gegenüberliegenden. Oftmals Verwenden wir wärmeres Licht als führungslicht und leicht kälteres Licht als Fülllicht um schönere Farben und Kontraste im Gesicht der Person zu bekommen.
Licht macht einen riesen Unterschied!
Der Ton ist genauso wichtig wie das Bild.
Das Interview kann noch so professionell aussehen, wenn die Tonqualität nicht stimmt wirkt die ganze Produktion direkt amateurhaft. Wir verwenden Rode Mikrofone, damit es an der Qualität nicht mangelt. Jetzt kommt es auf die Position an. Das Shotgun Mikrofon positionieren wir oberhalb der Person und richten es auf Ihren Mund, natürlich außerhalb des Bilds! Als 2. Mikrofon verwenden wir ein Lavalier Mikrofon (Ansteckmikrofon). So haben wir noch ein Backup falls irgendetwas schief gehen sollte. Die beste Klangqualität erreicht man mit einem Lavalier Mikrofon wenn man es zentral auf der Brust am Hemd befestigt. Jetzt noch die empfindlichkeit einstellen. Wir zielen auf -6 bis -12 dB um die beste Klangqualität zu erreichen. Achtung, manche Probanden werden lauter wenn das Interview dann “wirklich” losgeht. Also nochmal überprüfen ob alle Einstellungen noch stimmen, denn wenn das Mikrofon zu empfindlich eingestellt ist gehen Ton Informationen verloren, die sich im Nachhinein nicht mehr herstellen lassen.
Das gesamte Interview filmen wir in 4k mit 24 Bildern pro Sekunde und einer Verschlusszeit von 1/50 Sekunde. Kamera 1 ist eine Sony A7RII mit einem 50mm 1.4f Objektiv um einen möglichst natürlichen Look mit geringer Tiefenschärfe (verschwommener Hintergrund) zu erreichen.
Kamera 2 ist eine Sony A7rII mit einem 85mm 1.8f Objektiv für den Dramatischen Closeup.
Unsere Kamera 3 ist eine Sony A6300 mit einem Tele-Objektiv um einen ruhigen vordergrund mit bewegten Hintergrund zu bekommen.
Alle Kameras Filmen auf dem flachen Bildprofil S-Log um den höchst möglichen Dynamikumfang von den Sensoren zu bekommen. So bekommt das Endergebnis einen “cinematischen” Look und wirkt generell deutlich hochwertiger als mit einem normalen Bildprofil. Natürlich stimmen wir synchron den Weißabgleich/Belichtung, auf die Lichter ab um am Ende keine aufwendigen Angleichungen durchführen zu müssen.
Das Vermutlich wichtigste abseits des ganzen technischen.
Sobald wir alles eingestellt haben und die Kameras/Mikrofone laufen, kommt es noch auf ein paar weitere Faktoren für ein reibungsloses Interview an.
Bevor es losgeht, lassen wir den Gesprächspartner einmal klatschen, um nachträglich, das Video und den Ton einfach synchronisieren zu können.
Oft werden wir gefragt, welche Art von Fragen wir stellen, um gute/natürliche Antworten zu erhalten. Klar jeder sollte vorbereitet zu einem Interview erscheinen, Fragen vorbereitet haben und sich etwas in die Materie eingearbeitet haben. Aber die BESTEN Fragen entstehen, wenn wir den Antworten des Befragten zuhören und darauf individuell Fragen stellen, die auf den Antworten basieren. Wir machen unsere Interviews zu einem Gespräch, indem wir den Blickkontakt zu unserem Gesprächspartner halten und ihm das Gefühl geben, dass er mit einer echten Person spricht, anstatt mit einer Kamera.
Lasst den Gesprächspartner nach einer Frage überlegen, es gibt keinen Grund zur Eile! Als Mensch neigen wir dazu, ängstlich und bedrängt zu wirken, wenn es Stille gibt. Wenn es sich anfühlt, als ob der Befragte seine Antworten überstürzt, sagen wir ihm, dass es in Ordnung ist, sich Zeit zu nehmen. Wir möchten lieber die BESTE Antwort als einfach die SCHNELLSTE Antwort haben.
UND DA HABT IHR ES! Leichter gesagt als getan, es braucht viel Übung und wichtiger Erfahrung für ein hochwertiges Interview, aber das ist unser 6-Schritte-Prozess für die Aufnahme von professionellen Interviews.
dreht gerade...
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